Ehemalige Caddyburg

1944/45 wurde auf dem Bergfried längst kein Golf mehr gespielt. So war die Caddyburg nach und nach zum Gärtnerhaus umfunktioniert geworden.

In dieser Zeit gab es bereits Einquartierungen in der Villa, im Torfried und im Talfried. Selbst im Gärtnerhaus wohnte nun eine Familie, berichtete Werner Linke, Sohn des Cheffahrers Kurt Linke und auf dem Bergfried aufgewachsen.

Er erinnerte sich daran, dass in der Zeit der Bombardements ein Maybach, der neueste Wagen in der privaten Hüther-Autoflotte von fünf Autos, vorsichtshalber aus der Villa in die Garage der Caddyburg umgeparkt worden war.

Doch mit dem Haus und den gärtnerischen Maschinen war auch der Maybach nach dem Bombenangriff im April 1945 völlig zerstört. Menschen kamen nicht zu Schaden, weil sie in den Luftschutzkellern der Villa und des Torfrieds sowie in einem alten Stollen Schutz gesucht hatten.

Laut Werner Linke gab es 20 Bombenkrater rund um das Bergfried-Gelände und einen Blindgänger auf dem Golfplatz. Angeblich sollte die Mauxion getroffen werden, doch das an dieser Stelle sehr steile Saaletal hat die Schokoladenfabrik offenbar geschützt.

Von wegen Caddyburg! Das ist ein Gärtnerhäuschen! Na gut, gebaut wurde es zusammen mit dem Golfplatz als letztes hier im Bergfried-Gelände, das stimmt schon. Und es stimmt auch, dass hier alles, was man zum Golf spielen braucht, untergebracht ist: also zuerst all die Gerätschaften, die wir zur Pflege von Sand und Gras brauchen. Ich weiß schon, dass diese ganzen Hindernisse auf dem Platz anders heißen, aber ich merk' mir die ausländischen Namen dafür so schlecht. Und natürlich stehen hier auch die kleinen Wagen und die Taschen mit den Schlägern. Wie heißen die nun wieder? Von Golfbällen haben wir einen ganzen Vorrat im Haus.
Aber die Caddies, also die Burschen, die den Herrschaften beim Golf spielen die Schläger hinterhertragen und im Fall des Falles den richtigen reichen - möglichst elegant natürlich, die Caddies, die sind nicht so oft hier wie wir Gärtner. Wir machen nämlich jeden Tag Frühstückspause in diesem Haus. Es ist schön gemütlich hier drinnen, und aus den großen Fenstern nach Westen hin haben wir den ganzen oberen Teil vom Park im Blick.
Auch die Kinder, die auf dem Bergfried leben - also natürlich nicht die vom Herrn Doktor - besuchen uns gern mal zur Pause. Der Sohn vom Cheffahrer, der Werner, hat hier schon einen richtigen Stammplatz. Ist ein guter Kerl, der uns gern zur Hand geht. Richtig begabt ist er beim Zusammensuchen der Golfbälle aus Hecken und Gräben. Darüber freut sich auch der Herr Doktor, denn der ist zwar spendabel, aber er schaut mindestens genauso gern und genau auf jeden Pfennig.