Lindenallee

Gleich nach dem Einzug der Familie Hüther wurde die Lindenallee als symmetrischer Übergang von der Villa in den Landschaftspark gepflanzt. Ihre Arme setzen oberhalb der Terrassen des Schmuckhofes an und geben ihm dadurch Weite.

Der in den 1920er Jahren beliebte Kastenschnitt der 76 Krimlinden, der ihnen auch heute Form gibt, ist in Thüringen kaum noch erhalten.

Krimlinden sind eine besondere Lindenart, die in unseren Breiten nicht heimisch ist, jedoch auf trockenem Boden gut gedeiht.

Nur eine der Linden wurde bisher ersetzt, ihre Vorgängerin musste wegen Pilzbefalls gefällt werden. Ein Rest ihres Stammes steht im Durchgang vom Schmuck- zum Wirtschaftshof.

Aus der Vogelperspektive bildet die Anordnung der Bäume die Figur einer Stimmgabel. Früher waren zwischen den Bäumen ein Kiesweg und begleitende Staudenbeete angelegt. Am Übergang von vier- zur zweireihigen Allee befand sich ein Springbrunnen.

Unsere schönen Krimlinden! Sie machen uns Gärtnern aber auch die meiste Arbeit. Es erfordert schon Übung, alle 76 Bäume exakt gleich zu schneiden. Das muss man das ganze Jahr über im Auge behalten, denn die Natur bricht sich ja doch immer wieder Bahn.
Wir Gärtner haben dazu eine besondere Leiter, die hängt im Durchgang zum Wirtschaftshof. Sie hat nur einen Holm in der Mitte, ist dadurch besonders schmal und kommt überall hin in der Baumkrone. Ein beweglicher Fuß mit Eisenspitzen, der abgeklappt wird, gibt ihr Standfestigkeit.
Am schönsten sieht unsere Lindenallee im Herbst aus, wenn sie goldgelb leuchtet. Der Wilde Wein im Schmuckhof steht dann ganz in Rot, und ich finde, dass die Allee dann wie ein strahlender Finger ins Weite zeigt, bis hin zur Schokoladenfabrik Mauxion hinter dem Hügel, zum Schlösschen Wetzelstein, zum Obernitzer Schloss und zum Mühlgut Reschwitz. Gehört alles dem Herrn Doktor!
Die anderen Bäume auf dem Bergfried müssen ebenso gepflegt werden, auch wenn die meisten aussehen, als wüchsen sie ganz nach der Natur. Im Frühjahr zum Beispiel, wenn die Bergkiefern junge Triebe setzen, dann werden die von uns abgepflückt, wenn die Bäume groß genug sind. Dadurch sollen sie nicht weiter wachsen als im Späth'schen Gartenplan vorgesehen. Und ein bisschen Geld gibt's für die abgezwackten Triebe auch noch, die werden nämlich an Fabriken verkauft, die Medizin und Salben herstellen.