Torfried (Oberes Torhaus)

Der Torfried – auch „Obere Torwache“ genannt – wurde wie der Talfried noch vor der Villa Bergfried erbaut. Hier lebte beispielsweise Walter Hillebrecht, der Leiter des
Mauxion-Fuhrparks und spätere Geschäftsführer des Hüther-Unternehmens "Autohof". Er war ein Cousin von Hüthers Ehefrau Annie.
Zwei seiner Kinder wurden zu Werbefiguren der Mauxion - sein jüngerer Sohn Peter war eines der Modelle für den „Maux-Bub“, seine Tochter Annelore für das „Schokoladenmädchen“.

Auch der persönliche Fahrer von Ernst Hüther, Kurt Linke, wohnte mit seiner Frau Erna und seinem Sohn Werner im Bergfried 2, wie die Adresse des Torfrieds lautete.

Hüther war ein passionierter Autofahrer. Zu seinem Privatfuhrpark gehörten 1936:
• ein Maybach, der nach Kriegsende als Mauxion-Wagen auf Holzgasbetrieb umgebaut wurde,
• ein Buick und ein Horch-Cabrio, die beide die Amerikaner im Frühjahr 1945 beschlagnahmten,
• eine Horch-Limousine, die zu Kriegsbeginn für die Wehrmacht eingezogen wurde
• ein weiterer Maybach, Baujahr 1934, der bei einem Bombenangriff im April 1945 zusammen mit der Caddyburg zerstört wurde

Als das gesamt Hüther-Anwesen ab 1963 zum Diabetiker-Sanatorium umfunktioniert wurde, zog deren Leiterin, Dr. Ilse Schilling, in die obere Etage des Torfrieds ein. Sie engagierte sich bereits zu DDR-Zeiten für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Erbe Hüthers.

Von der Pforte am Torfried ist es nur ein kurzer Weg zur Gartenkolonie am Neumühlenweg, die Ernst Hüther 1937 für seine Mauxianer in der Nähe der Schokoladenfabrik anlegen ließ. Die Lauben und die Parzellierung der denkmalgeschützten Anlage sind noch heute in der ursprünglichen Gestaltung erhalten.

Für den Torfried bin ich als Gärtner nicht zuständig. Hab' ja auch so genug zu tun. Hier wohnen einige der besseren Angestellten vom Herrn Doktor, und wenn die Blumenkästen vorm Fenster haben wollen, dann sollen sie sie auch selber pflegen.
Manchmal treffe ich den Herrn Doktor morgens, wenn er nicht gefahren wird und den Weg durch die obere Pforte hier zu Fuß hinunter zur Mauxion nimmt. Das ist der kürzeste, und er führt fast nur über sein eigenes Land. Rechts liegt die Gaststätte Friedenshöhe, die gehört ihm natürlich nicht. Aber links, die Gärtnerei Fetisch, die will er gern kaufen. Man erzählt, da gebe es Verhandlungen. Und nur ein Stück die Reschwitzer Straße weiter, da ist man schon am Sperberhölzchen, wo die nächsten großen Tiere von der Mauxion wohnen. Die Häuser hat ihnen der Herr Doktor bauen lassen, und sein Architekt wohnt auch da. Die Straße weiter kommen die Wilhelmsburg, die Hirschgärtnerei, das Schlösschen Wetzelstein, darunter die Schokoladenfabrik Mauxion, gegenüber das Schloss Obernitz und zum Roten Berg zu: die Mineralquelle St. Florian, alles dem Herrn Doktor seins. Fast eine eigene Doktor-Hüther-Stadt!
Nicht zu vergessen die Laubenkolonie für die Mauxianer am Weg zur Mauxion. Selbst der Herr Doktor hat dort einen Garten. Und wer hat wieder mit gebaut? Die Gärtner. Die Gartenkolonie ist ja als Ganzes angelegt worden, und damit die Laubenpieper gleich was Ordentliches vorgefunden haben und auch was für die eigene Küche ernten können, haben wir die Gärten schon mit Obstbäumen und Sträuchern bepflanzt.