Streuobstwiese

Am Nordhang des Parks verbindet eine Streuobstwiese die Gärtnerei mit dem Villenpark. Der naturnahe Gartenbereich ist ein Beleg für das "Hüthersche Gestaltungsprinzip". Denn Ernst Hüther legte im Bergfried-Ensemble und seinem weitreichenden Firmengeflecht stets Wert auf Eigenversorgung. Dies betrifft nicht nur den Anbau von Obst und Gemüse, sondern auch die Wasser- und Stromversorgung. Die ungünstige Lage am Nordhang sorgte allerdings dafür, dass die Ernten nicht allzu ertragsreich waren.

Alles, was die Obstwiese und die Gärtnerei abwarfen, wurde in der Bergfriedküche und in der Mauxion-Betriebskantine verarbeitet. Der Selbstversorgung diente außerdem die "Hirsch-Gärtnerei" in der Nähe der Schokoladenfabrik und das Mühlgut in Reschwitz.

Auch Betriebe, die auf den ersten Blick nichts mit der Schokoladenfabrik zu tun hatten, den Unternehmenszweck und Hüthers Projekte aber förderten, gehörten zur Unternehmensgruppe: mehrere Hotels und Wohnhäuser, eine Ziegelei, ein Mineralwasserbrunnen, eine Tischlerei, eine Kistenfabrik, ein Sägewerk, eine Hausdruckerei, eine Buchbinderei sowie Werkstätten zur Wartung und Pflege der Maschinen.

Die Streuobstwiese wurde im Jahr 2020 – aus Anlass des 30-jährigen Bestehens des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/ Obere Saale - um neue Bäume ergänzt. Dabei wurden die Äpfel „Gerlinde“ und „Carola“, die Pflaume „Jojo“ und die Birne „Köstliche von Charneux“ gepflanzt.

Die „Streuobstinitiative Ostthüringen“ kümmert sich um den Erhalt dieser alten Art der Landschaftsgestaltung. Mit über 1.300 Streuobstwiesen besitzt der Landkreis Saalfeld-Rudolstadt einen großen Reichtum.

Ich blicke gern von hier oben über die Obstbäume auf unsere Gärtnerei hinunter, auf die Beete und die Gewächshäuser. Ich mag es, wenn alles recht ordentlich aussieht. Dann stimmt auch der Ertrag! Der Herr Doktor sagt ja immer, wie wichtig es ist, dass die Ernten gut ausfallen. Unser Gemüse wandert hoch zur Berta, der Köchin vom Herrn Doktor. Auch was wir an Kirschen, Äpfeln, Pflaumen und Birnen ernten, wird oben in der Küche der Villa eingekocht. Oder wir fahren das Obst mit unserem kleinen Traktor zur Schokoladenfabrik Mauxion runter. Dort wird daraus Füllung für Pralinen hergestellt.
Da legt der Herr Doktor viel Wert drauf, möglichst viel selbst aufzubringen, nicht nur in seinen Gärtnereien und in seinem Mühlgut ein Dorf weiter, in Reschwitz. Dort hat er sogar eine kleine Hühnerfarm eingerichtet. Davon haben auch die Mauxianer manchmal was in der Werkskantine. Das Mühlgut macht seinen elektrischen Strom aus dem Saalewasser - die Mauxion übrigens auch. Doch weil das für das große Werk, das größte in Saalfeld, nicht reicht, gibt es dort noch ein Heizkraftwerk.
Was für solche Sachen wie Hühnereier, Wasser im Park und elektrischen Strom gilt, das nimmt der Herr Doktor erst recht bei seinen Angestellten ernst. Für die hat er immer ein offenes Ohr, vorausgesetzt sie arbeiten fleißig. Dann geht's ihnen gut. Manche wohnen in Wohnungen vom Herrn Doktor, manche dürfen im Ferienheim vom Herrn Doktor in Garmisch oder im Waldhirsch oben in Knobelsdorf Urlaub machen. Für Wehwehchen gibt's einen Mauxion-Arzt, und einen eigenen Einkaufsladen hat die Fabrik auch. Selbst wenn mal einer aus der Familie von einem Mauxianer keine Arbeit hat, kann man den Herrn Doktor fragen. Meist kann er da was machen.
Vielleicht sollte ich meiner Erika doch erlauben, in der Mauxion zu arbeiten. Die Kinder sind schon groß genug, die müssten noch nicht mal in den Mauxion-Kindergarten. Und ich esse dann mittags halt mit den anderen vom Personal oben in der Leutediele. Die Erika, die wäre schon gern eine von den Mauxianern, die sind was in Saalfeld! Na, der Herr Doktor wird's schon richten!